Kommt es zu einem Handelsdeal zwischen EU und USA oder nicht? Diese Frage bestimmte am Freitag den Aktienhandel. Ohne Orientierung von der Wall Street zogen sich die Anleger zurück, der DAX hat auch auf Wochensicht verloren.
Der DAX büßt zum Wochenschluss 0,6 Prozent auf 23.787 Punkte ein. Das Tagestief markierte der deutsche Leitindex bei 23.702 Punkten. Auf Wochensicht hat der DAX damit ein Prozent verloren, das Plus seit Jahresbeginn liegt aber noch immer bei fast 20 Prozent.
"Viel Positives vorweggenommen"
"Mit einem beim DAX überragenden ersten Halbjahr haben Aktien viel Positives vorweggenommen und sind hoch bewertet", sagt Helaba-Strategin Claudia Windt. US-Präsident Donald Trump könnte mit seinen "reziproken Zölle" zum Spielverderber werden.
"Die Börse ist mitten im Sommerloch", lautet die Einschätzung von Jochen Stanzl, Marktexperte bei CMC Markets. Etabliere sich in den kommenden Stunden und Tagen ein Widerstand unterhalb der runden Marke von 24.000 Punkten und blieben Erfolgsmeldungen im Handelskonflikt aus, könnten erste spürbare Verkäufe anlaufen, so der Experte.
Anleger erwarten von Trump einen Rückzieher
Noch besteht indes die Chance auf eine Einigung, auch wenn die Zeit zunehmend knapper wird. Die Schonfrist endet am 9. Juli. "Während mir eine umfassende Einigung unwahrscheinlich erscheint, wäre bereits ein grober Rahmen-Deal als Erfolg zu werten", sagt Robert Greil. Der Chefstratege von Merck Finck rechnet weiter mit erhöhter Marktvolatilität, sieht aber auch ein großes Interesse der US-Administration, die Wirtschaft nicht zu sehr zu belasten und Inflationsrisiken im Zaum zu halten. "Daher erwarten wir keine katastrophalen Zollentwicklungen und eine zunehmend wachstumszentrierte US-Politik."
Die Helaba weist darauf hin, dass sich die Investoren darauf eigestellt hätten, dass Trump letztendlich einen Rückzieher machen werde. "Angesichts dieser Positionierung ist die Wahrscheinlichkeit negativer Überraschungen größer, da der Markt ein moderates Zollszenario bereits eingepreist hat", warnen die Fachleute.
Keine Unterstützung aus den USA
Die Finanzmärkte mussten heute ohne frische Impulse von der Weltleitbörse in New York auskommen. Die Wall Street bleibt wegen des Feiertages "Independence Day" geschlossen, erst am kommenden Montag wird in den USA wieder gehandelt. Gestern hatten sowohl der marktbreite S&P 500 als auch der Technologie-Auswahlindex Nasdaq 100 noch neue Rekordhochs markiert.
Dollar unter Druck
Die jüngste Erholung des Dollar war nur von kurzer Dauer. Heute notiert der Euro wieder fester. Anleger fürchten, dass die Verabschiedung des umstrittenen Steuer- und Ausgabengesetzes von Präsident Trump den Schuldenberg der USA deutlich nach oben treiben wird.
Was wird aus der Commerzbank?
Commerzbank-Betriebsratschef Sascha Uebel hat die italienische Großbank Unicredit aufgefordert, die Finger von dem Frankfurter Geldhaus zu lassen. "Sein nächster Schritt sollte sein, seine Aktien zu verkaufen, die Gewinne mitzunehmen und nach Hause zu gehen", sagte Uebel, der auch stellvertretender Commerzbank-Aufsichtsratschef ist, der Nachrichtenagentur Reuters mit Blick auf Unicredit-Chef Andrea Orcel.
Dieser hatte jüngst in Schreiben an Bundeskanzler Friedrich Merz und Finanzminister Lars Klingbeil erneut für eine Übernahme der Commerzbank beziehungsweise für eine Fusion mit der bereits zu Unicredit gehörenden Münchner HypoVereinsbank (HVB) geworben.
Chipriese TSMC will offenbar Werk in den USA bauen
Der taiwanesische Chiphersteller TSMC will einem Bericht zufolge ein Fabrikprojekt in Japan verschieben und stattdessen eine Fertigungsstätte in den USA vorziehen. Damit wolle der weltgrößte Chip-Auftragsfertiger US-Zölle vermeiden, berichtete das Wall Street Journal. TSMC erklärte dazu, seine Investitionspläne in den USA hätten keine Auswirkungen auf bestehende Investitionspläne in anderen Regionen.
Rheinmetall weiter gefragt
Im DAX ist die Rheinmetall-Aktie gefragt. JPMorgan sieht für den Titel nach der zuletzt stockenden Rekordrally noch deutlich Luft nach oben. Die US-Bank zählt mit ihrem neuen Kursziel von 2.250 Euro nun zu den größten Optimisten am Markt. Höher liegt derzeit nur die Investmentbank Exane BNP mit 2.300 Euro.
Neue Kursfantasie bei Hugo Boss
Anleger decken sich mit Aktien von Hugo Boss ein. Der Ausbau der Beteiligung des Großaktionärs Frasers Group weckt bei den Anlegern neue Kursfantasien. Hinter dem britischen Einzelhändler steckt der Geschäftsmann Michael Ashley. Laut einer Mitteilung hält Ashley die Aktien für unterbewertet und schließt nicht aus, in den nächsten zwölf Monaten weitere Aktien zu erwerben.
Chinas Zölle lasten auf Pernod-Ricard und Remy Cointreau
China hat angekündigt, ab morgen Zölle von bis zu 34,9 Prozent auf in der Europäischen Union hergestellten Cognac zu erheben. Das macht den Aktien französischer Spirituosenanbieter zu schaffen. Titel von Pernod Ricard, Remy Cointreau und LVMH, Eigentümer von Hennessy, stehen unter Druck.
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